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Zu den Stallungen!

Der ein oder andere mag sich vielleicht an meinen Beitrag der Macanudo Emissary Espana Perfecto erinnern. Die damals von mir mit dem "Silberstern" ausgezeichnete Zigarre überzeugte vor allem mit ihrem stalligen Kaltgeruch. Und völlig überraschend gelingt auch der heute vorgestellten Bauernhofschnitte ähnliches. Gemeint ist die



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Was die Cellophanhülle noch gekonnt verschleiern konnte, wird beim herausnehmen der Brazil um ein vielfaches potenziert! Ihr Kaltgeruch brettert mir den Stall nur so um die Ohren. Gefolgt von feucht-nassem Heu. Dezent auch ungesüßter Kakao zu riechen. Nasse Erde schließt das kalte Geruchsspektrum ab. Eine Zigarre mit solch einem Kaltgeruch für ca. 4,50 €? Nicht oft gesehen, bzw. gerochen. Bei einer Länge von 13,97 cm und Breite von 1,98 cm bin ich definitiv gespannt, was sie geschmackstechnisch zu bieten hat. Der Cut ist glatt und sauber. Doch es fällt auf, dass die geklebte "Kappe" und das Umblatt gefährlich nah beieinander sind. Ob sich das rächt? Die Banderole repräsentiert auf jeden Fall ihren Namen: Brasilien! Die Farbe erinnert sofort an die brasilianischen Tropen und die Andeutung zur Flagge ist auch ein wenig sichtbar.


Das Anfeuern gelingt gut, aber doch etwas zögerlich. Braucht viel Liebe und vor allem Hitze. Bei 72 % Luftfeuchtigkeit im Humidor lag sie bei nahezu perfekten Bedingungen und doch wird der erste Eindruck, dass sie etwas zu feucht ist, bis zum Schluss bestehen bleiben. Die ersten Züge erreichen meinen Gaumen und pfeffern mir direkt mein Zäpfchen in den Rachen. Pfeffern ist hier absolut der richtige Begriff, denn die pfeffrige Schärfe ist brutal. Ein bisschen "over-the-top"! Ich bleibe gelassen und mache einfach weiter. Doch auch die weiteren Züge sind scharf, wenngleich nicht mehr sooo intensiv. Wie für brasilianische Laubrollen typisch ist der Geschmack mit nasser Erde und Rasen nach einem intensiven Regenschauer. Dies weiß ebenfalls zu gefallen! Doch das erste Drittel hält dann doch, was das cutten versprochen hat. Das Deckblatt blättert langsam ab und fordert nun zum Tanz auf. Ständig auf der Hut, dass es ganz abblättert, bedarf es viel Arbeit. Auf der einen Seite nicht schön, auf der anderen zu erwarten bei dem Preis.


Den ganzen Smoke über liegt eine "Schwere" in jedem Zug, als wäre der Rauch um ein vielfaches schwerer als bei sonstigen Vertretern. Hat schon fast Gewicht. Der Rauch ist viel und milchig weiß. Doch nicht nur das Deckblatt erfordert die volle Aufmerksamkeit, sondern auch die Don Tomas an sich. Kaum habe ich mal zwei Schlückchen meines Begleiters zu mir genommen, ist sie auch schon ausgegangen. Das ist sehr ärgerlich. Somit ist der Verdacht der zu hohen Feuchte auch bestätigt worden. Ungewöhnlich, denn die restlichen Laubrollen sind nicht einmal ausgegangen, bei gleicher humider Umgebung. Der Geschmack spricht allerdings wieder erneut für sie. Bei scharf dominierenden Aromen wird der Unterton von leichter Creme, etwas Leder und viel erdigem Moos begleitet. Im Ganzen relativ umfangreich mit ihren Nuancen und doch schafft sie es nicht in die Rangliste. Warum?


Das Deckblatt und das ständige Ausgehen zwingen einen sich auf sie zu konzentrieren und nicht auf die Entschleunigung. Und das ist im Endeffekt aber der Grund warum man Zigarren raucht. Um "herunterzukommen". So war der "After-Work-Smoke" mit Arbeit verbunden. Schade...


Zu dem Preis kann ich sie dennoch ruhigen Gewissens weiter empfehlen. Denn es gibt leider nicht mehr so viele Zigarren in dem Preissegment. Geschweige denn welche, die umfangreichere Aromen zu bieten haben als diese hier. Für die Rangliste langt es wie gesagt nicht, aber um sie zu probieren alle mal!

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