Silencio, bitte!
- Don Maduro
- 3. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Passend zum Tag der deutschen Einheit präsentiere ich euch eine sehr umfangreiche Zigarre, deren Name eine "schwarze große Stille" verspricht, aber hoffentlich nicht hält:

Die Befreiung der Silencio aus ihrer Cellophanhülle ist mehr als überfällig, was sie mit dem typisch überragenden Kaltgeruch einer Maduro dankt. Macht direkt Lust auf mehr. Der Anschnitt gestaltet sich dagegen etwas holprig und verbesserungswürdig. Bei einer Dicke von 2,38 cm ist ihr das allerdings nicht zu verübeln. Die Brandannahme ist fast schon zu feucht, täuscht aber nur optisch. Sie glimmt und der erste Zentimeter kommt deutlich scharf nach Chili und leicht bitter um die Ecke. Sehr würziger Anfang, was ihr jetzt schon mehr Spektrum verleiht, als so manch anderer Laubrolle nach komplettem Smoke! Nicht schlecht...
Bis zum 2. Drittel ist Leder der Taktgeber des Nachgeschmacks. Das bestätigt auch der retronasale Versuch, welcher nach Ledergürtel und Espresso seinen Charakter zum Ausdruck bringt. Auch hier, "not bad"...
Die ersten 2/3 der Laubrolle haben eine milchweiße und sehr dichte Rauchentwicklung, die schon sehr stark an eine Shisha erinnern. Im letzten Drittel dagegen ist der Rauch sehr zurückhaltend. Ein bedenkenloses Ziehen ist allerdings nicht durchgehend möglich, denn sobald der Zug stärker wird, nimmt auch die Schärfe zu. Ein Balanceakt, denn zu viel und die Schärfe schmeckt nicht mehr, etwas weniger und sie schmeckt nach gar nichts. Trifft man die Mitte, kann sie absolut genossen werden! Das schwarz marmorierte Stück Entschleunigung verteilt einen leichten Vanilleduft im Raum. Sehr beeindruckend und selten! Zum Schluss des 2. Drittels gesellt sich unterschwellig Cremé hinzu, was die Schärfe etwas rausnimmt.
Was die Silencio die ganze Zeit über begleitet, ist ihr Schiefbrand. Absolut kein Drama und dieser würde sich wohl auch selbst korrigieren, wenn mein Spieltrieb nicht so groß gewesen wäre. Davon lass ich mir meine Auszeit nicht vermiesen und bemerke schleichend Kaffee und schwarzen Pfeffer. Echt Wahnsinn, diese Gigante bietet eine gigantische Komplexität, was ich nicht gedacht hätte und ich überlege stark, ob sie denn überhaupt noch Schwächen hat. Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, wäre es die schneeweiße Asche. Denn sie reicht von stabil bis zu extrem bröselig! Irgendwie war´s das dann auch schon mit den negativen Aspekten. Im letzten Drittel nimmt die Stärke aber dann sprunghaft zu. Wie Anfangs erwähnt, gebe ich der Feuchtigkeit die Schuld. Nachdem sie die Sommerreise im Reisehumidor verbracht hat und unter zu viel Hitze und Luftfeuchtigkeit litt, ist ihr das hier erneut nicht zu verübeln. Mögliche Ursache für ihre Stärke ist natürlich auch ihre dominikanische Herkunft mit Broadleaf Deckblatt. Kennt man ja. Kurz bevor ich sie zur Seite lege und das nicht wegen ihrer Stärke, bemerke ich sehr schöne Holznoten, gepaart mit Röstaromen. Hab ich schon ihre Komplexität erwähnt? Wow... Ich rauche sie bis zum Schluss und lass sie, wie ihr der Name schon vorweggeht, im stillen ausgehen... So wie es sich für einen Aficionado gehört!
Mit ca. 12,.50 € gehört sie nicht zu den günstigen "Entschleunigern", aber definitiv zu den besseren! Lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß beim rauchen und konnte die Auszeit, wohl gemerkt auch ohne Musik, so ausgiebig genießen wie bei dieser schwarzen, "stillen" Schönheit! Eine Empfehlung haue ich hier lautstark und ohne schlechtes Gewissen raus und die obligatorische Frage nach den Top 10 ist hier mehr als obsolet! Wo sie letztendlich gelandet ist, müsst ihr schon selbst nachschauen! Es hat sich nämlich über den Sommer viel getan. Etliche bekannte "Gesichter" wurden erneut unter die Lupe genommen und mussten teilweise ihren Hut ziehen! Nach guten sechs Monaten wurde dies allerdings auch Zeit!
In dem Sinne, kaufen und das absolute Stück umfangreiche Auszeit genießen!
PS: Ihr Begleiter war diesmal ein mit Ananas verfeinerter Rum im Zusammenspiel mit Ananassaft! Junge Junge... Das verdient den nächsten Blogeintrag in der Kategorie "Begleiter"!